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Posts Tagged ‘Matthias Merk’

Im Jahre 1672 wird der im österreichischen Beamtenadel verwurzelte Franz Zoller zum Obervogt der Obervogtei Fridingen ernannt.  Schnell vermehren sich jedoch die Beschwerden gegen Zoller, der einen spektakulären Lebensstil frönt und sich offensichtlich an seinen Untertanen bereichert.

„Fast ein halbes Jahr ist der Franz Zoller jetzt Obervogt in Fridingen und hat sich mittlerweile einen fürchterlichen Ruf erarbeitet. Die Abgaben pro Kopf, die erhöht er Monat für Monat aufs Neue und dabei ist es ihm grad egal, dass die Leute bei uns in der Herrschaft nicht einmal mehr was zu Fressen haben. Er saugt uns aus wie ein Parasit und wer sich wehrt, wird weggesperrt.“

Der von der Regierung ernannte Untersuchungskommissar Dr. Johann Schmidtlein kümmert sich nicht großartig um die Missetaten des Obervogts, verbietet allerdings die Zusammenkünfte aller Ausschüsse in der Vogtei.

„Da wäscht eine Hand die andere, doch für den Dreck unter den Fingernägeln  interessiert sich keine Sau.“

Als die Gemeinden auch noch für die Unkosten der Untersuchungskommission aufkommen sollen, eskaliert die Situation. In Spaichingen und Denkingen kommt es zu Aufständen,  die Beamten in Hohenberg weigern sich Franz Zoller wichtige Papiere für dessen Amtsausführung auszuhändigen und in Fridingen drohen die Bürger Franz Zoller zu erschiessen. Zoller flieht aus der Herrschaft.

„eine sach von ainem grossen und gefehrlichen aussehen“

In der Folge soll Regimentsrat Adrian von Theuring alle Seiten befragen und eine Lösung finden. Die Fridinger sind jedoch misstrauisch und bereiten ihm einen alles andere als herzlichen Empfang.

„Zu meiner ankufft wurde in Fridingen außtruckhlich spargiert, sie wollen es der comission und dem obervogten also machen, das es unß der teuffel gesegnen solle.  Auch zu dem ende sich der mehrere theil mit ihren gezogenen zihlrohren befast gemacht und in beraitschafft gestellt.“

Auch in der Folge wird Theurings Arbeit boykottiert und der eingeschüchterte Beamte sieht sich gezwungen, die Wortführer mit Gewalt festzusetzen. Zusammen mit 120 aus Nellenburg angeforderten Soldaten zieht Theuring gegen Fridingen. Die Fridinger Bürger denken jedoch gar nicht daran, ihre Anführer auszuliefern und schlagen die erfahrene Armee, trotz baufälliger Stadtmauern und Unterzahl in die Flucht.

„über d breitwies übers härle/
überall druckt rei der feind

und innerhalb von stunden/
war umziengelt die ganz gemeind

doch sie kämpfen wie die helden/
und drum gibt es zu vermelden

übrig bleibet als bezwinger/
richtig, unsere fridinger“

Damit sind die Fridinger allerdings zu weit gegangen: Innsbruck mobilisiert zwei Kompanien aus der Garnisionsstadt Konstanz, die die Fridinger Aufständischen ohne große Mühe entwaffnen.

Franz Zoller kehrt zurück und treibt sein böses Spiel nun endgültig auf die Spitze. Er manipuliert die Bürgermeisterwahl, lässt die Untertanen seine Flucht bezahlen und setzt beliebig Vögte und Gerichtsleute ein. Unter anderem wird Valentin Marquart („der allerschlimmbste Mann der ganzen Herrschaft“,), der auch unter Verdacht stand, Magie zu betreiben zum Herrschaftsvogt ernannt.

Zwischen Zoller und seiner Haushälterin besteht indes eine undurchsichtige Beziehung: Sie bekommt den besten Platz in der Kirche und in Prozessionen, später schickt sie Zoller in die Schweiz, wo er sie öfters besucht und sie reich beschenkt. In dieser Zeit vermehren sich jedoch die Verdachtsmomente gegen Zoller, der sich einen regelrechten Hofstaat hält, den er alleine von seinem normalen Gehalt keinesfalls bezahlen kann.

„Nirgendwo sind die Abgaben höher als hier in Oberhohenberg, nur kommt von dem ganzen Geld weder beim Kaiser noch beim Volk ein einziger Gulden an. Wie auch, wenn alles in die Taschen des Obervogtes wandert.“

„wohin aber all anders von disen armben undterthonen schwais erpressten obervogtlichen imposten hinkommen, wisse gott und er obervogt.“

Die Kommissare Dionysius von Rost und Dionysius Treyer suspendieren Zoller, der seinen adligen Bruder in Österreich und damit seine gesamte Rückendeckung verliert und im Anschluss zusammenbricht und in Haft dann stirbt. Am Ende wird die Strafe gegen Fridingen erlassen – klassischer Fall von Happy End.

Die Bilder stammen entweder vom  Twitter Account von Tschdaeff oder sind auf www.szon.de zu finden.

Wer mehr über die „Fridingische Unruhe“ erfahren möchte, dem sei der gleichnamige Aufsatz des Historikers Franz Quarthal empfohlen, der hier (Klick!) zum Download bereitsteht.

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